Achtsamkeit auf die Gefühle
Der natürliche Verlauf von Gefühlen ist wellenförmig. Das bedeutet, jedes Gefühl, das spontan entsteht, verdichtet sich und löst sich wieder auf, wenn wir nicht an dem Gefühl haften oder in ihm verweilen, und es nicht weiter "füttern" mit Gedanken und eine Geschichte kreieren, dann klingt es von selbst wieder ab. Um Gefühle als Welle, die kommt und wieder verebbt erfahren zu können, ist allerdings ein hohes Maß an Achtsamkeit erforderlich. Dieses achtsame Wahrnehmen von Gefühlen kann geübt werden:
Es bedeutet innezuhalten, die Aufmerksamkeit nach innen zu richten und ein Gefühl genau wahrzunehmen, zuzulassen und im Körper zu spüren. Dadurch, dass wir bereit sind zu akzeptieren, dass ein Gefühl da ist, gewinnen wir zugleich auch etwas Abstand, und es öffnet sich ein innerer Raum, in dem auch ein freundliches Gefühl auftauchen kann, mit dem wir dem schwierigen Erleben begegnen. Wir bleiben mit unserer Aufmerksamkeit dabei, lassen es da sein, ohne uns in das Gefühl hineinziehen zu lassen und uns in ihm zu verlieren. Wenn uns dies gelingt, ist allein dieses präsente, akzeptierende Wahrnehmen kostbar und heilsam, denn wir können erleben, wie es sich auf natürliche Weise verändert und wieder abklingt.
Übung: Gefühle wahrnehmen und befreien
Halten Sie einen Moment inne, schließen Sie die Augen und fragen Sie sich:
Was fühle ich gerade?
Versuchen Sie wahrzunehmen, was auftaucht, wenn Sie in sich hineinhören.
Sind mehrere Gefühle wahrnehmbar, fragen Sie sich, welches gerade am stärksten ist.
Wo spüren Sie es im Körper?
Sagen Sie sich: "Ja, o.k. es ist da."
Beobachten Sie es interessiert und mit einem offenen Herzen.
Nun lenken Sie die Aufmerksamkeit und den Atem in die Körperstelle...
...tief einatmen.... lang ausatmen und .... loslassen.
Das
bewusste Atmen unterstützt den natürlichen wellenförmigen Verlauf
des Gefühls. Danach werden andere Hormone ausgeschüttet und Energie
wird frei.
"Wenn
die Achtsamkeit etwas Schönes berührt,
offenbart sich dessen
Schönheit.
Wenn sie etwas Schmerzvolles berührt,
wandelt
sie es um und heilt es."
Thich
Nhat Hanh